Prüfung, Prüfung, Prüfung! Und dann plötzlich: geschafft! Hurra! … und jetzt? Plötzlich steht man vor der nächsten Herausforderung – der Bewerbung. Nach meinem Abschluss habe ich mich viel mit dem Thema auseinandergesetzt und sogar an einem Coaching teilgenommen. Die Erfahrung, die ich mit meinem eigenen Bewerbungsprozess gesammelt habe, möchte ich dir hier weitergeben. Dabei fokussiere ich mich auf das schriftliche Bewerbungsverfahren.
Die Vorarbeit – Deine Kompetenzen erkennen
Bevor du mit dem Schreiben deiner Bewerbung beginnst, ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, welche Kompetenzen du für den gewünschten Job mitbringst. Nimm dir Zeit, um deine Fähigkeiten und Erfahrungen wirklich zu reflektieren und herauszufinden, welche Kompetenzen für die ausgeschriebene Position am relevantesten sind. Auf folgende Punkte solltest du dabei eingehen:
Berufserfahrung und Studium/Ausbildung
Beginne mit einem Überblick deiner bisherigen Berufserfahrungen oder deiner Ausbildung. Die Aufzählung erfolgt antichronologisch. Beschreibe die Tätigkeiten, die du ausgeübt hast, und hebe dabei besonders die Fähigkeiten hervor, die auch in der neuen Position gefragt sind, indem du sie fett markierst. Hast du in der Position einen Abschluss gemacht, erwähnst du diesen natürlich. Vergiss nicht, Tätigkeiten hinzuzufügen, die du während deiner Ausbildung/Studium ausgeübt hast (z. B. Tätigkeit als studentische Hilfskraft).
Schreibe beispielsweise nicht einfach: Referendariat am XY. Sondern füge hinzu, welche Tätigkeiten du dabei ausgeübt hast, die für den Job relevant sind und welchen Abschluss du erworben hast.

Weiterbildung
Natürlich solltest du auch deine Weiterbildungen nicht vergessen. Hier können auch private Weiterbildungen relevant sein. Beispielsweise solche, die zu Soft Skills führen, die für eine harmonische Teamarbeit relevant sind (z. B. Weiterbildung im Bereich Achtsamkeit, emotionale Kompetenzen, Resilienz). Achte darauf, auch hier eine klare Verbindung zur ausgeschriebenen Stelle herzustellen. Welche Erwartungen sind in der Stellenbeschreibung an dich gerichtet? Achte hierbei nicht nur auf Kompetenzen, sondern auch auf Stärken wie Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit etc. Solltest du eine Person sein, die sich sehr gerne weiterbildet, solltest du darauf achten, eine Auswahl zu treffen. Ein Personaler liest sich deine Bewerbung nicht lange durch und interessiert sich nur für die relevanten Informationen. Markiere auch hier fett Schlüsselbegriffe, die für den Job relevant sind, wenn der Titel der Weiterbildung mehrere Begriffe enthält.
Vergiss später nicht, Nachweise der Weiterbildung anzuhängen.

Besondere Kenntnisse
Auch besondere Kenntnisse wie Softwarekenntnisse dürfen nicht fehlen, soweit sie für den Job relevant sind. Hierbei ist es wichtig, dass du den Kenntnisstand hinzufügst. Gehe hier in drei Schritten vor: Grundkenntnisse → erweiterte Kenntnisse → vertiefte Kenntnisse.

Persönliche Stärken
Überlege dir außerdem, welche persönlichen Stärken du in die neue Rolle einbringen kannst. Ein Tipp von mir: nutze ChatGPT, um aus der Stellenanzeige herauszuarbeiten, welche Stärken für diese Stelle relevant sind. Überprüfe nun, welche Stärken du erfüllst und erwähnen solltest.
Gehörst du zu denjenigen, die keine bei sich sehen, möchte ich dir eine kleine Übung an die Hand geben: Bitte drei Personen jetzt sofort darum, dir drei Stärken zu nennen, die sie an dir schätzen. Oft handelt es sich dabei um solche Stärken, die wir gar nicht als Stärken betrachten, weil sie uns selbstverständlich sind. Beispielsweise nahm ich lange Zeit nicht an, dass das gute Zuhören eine wirkliche Stärke sei, weil es für mich selbstverständlich war. Es nervte mich sogar, dass seit meiner Kindheit wirklich jeder meinte, sie fänden es toll, dass ich so gut zuhören könnte. Mein Gedanke war: “Super, also kann ich gar nichts.” (Tatsächlich haben wir in der 5. Klasse zu jedem Schüler und jeder Schülerin aus der Klasse eine Stärke aufschreiben sollen. Bei mir stand fünf Mal „kann gut zuhören“). Es ist also normal, wenn du abweisend auf manche Stärken reagierst, weil sie so tief mit dir verankert sind, dass sie für dich selbstverständlich erscheinen. Aber genau diese Stärken sind deine wahren Stärken und keine angeeigneten Kompetenzen!
Wir haben alle unfassbar viele Stärken. Wenn du dich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzt, wirst du das merken. Wie also nun die Auswahl treffen? Ich habe wirklich für jede Bewerbung die Stärken individuell angepasst. Das geht sehr schnell, ist aber effektiv. In den meisten Stellenanzeigen steht genau drin, was sie sich wünschen. Du kannst auch bei explizit genannten Stärken Synonyme verwenden, damit es nicht so wirkt, als hättest du die Stärken aus der Stellenanzeige kopiert.
Hobbys
Und ja, auch Freizeitaktivitäten und Hobbys können in einer Bewerbung relevant sein. Ich wurde sogar in Vorstellungsgesprächen positiv auf meine Hobbys angesprochen. Besonders, wenn du in Bereichen wie sozialen Kompetenzen oder Teamarbeit aktiv bist, kann das durchaus einen positiven Einfluss auf deine Bewerbung haben.
Lass dir für die Vorarbeit gerne Zeit, gerade zu Beginn. Später kannst du schnell und gezielt die vorgefertigten Bewerbungsunterlagen an die jeweilige Stelle anpassen. Der Vorteil daran ist übrigens, dass du plötzlich das gute Gefühl bekommst, dass du ja doch sehr gut auf die Stelle passt, selbst wenn du vorher daran gezweifelt hast.
Die Bewerbungsunterlagen – Design und Inhalt
Ich persönlich nutze gerne Canva, um meine Lebensläufe und Anschreiben zu erstellen. Die verschiedenen Layouts, die dort angeboten werden, können dir helfen, deine Bewerbung optisch ansprechend und professionell zu gestalten. Doch achte darauf, dass du das Design nicht einfach blind übernimmst. Reflektiere, ob es wirklich zu deinem persönlichen Stil und der Position passt. Wichtig ist, dass du die oben genannten Punkte gut einbringst und nicht übersiehst. Ich verlinke dir mein Bewerbungsdesign hier.
Tipp: Wenn du beispielsweise ein blaues Outfit auf dem Bewerbungsfoto trägst, sieht es super aus, diese Farbe im Lebenslauf und den anderen Unterlagen wiederaufzugreifen. Solche Details wirken harmonisch und hinterlassen einen positiven Eindruck.
Das Anschreiben
Das Anschreiben ist in unserer schnelllebigen Welt mittlerweile weniger relevant geworden. Viele Personaler sehen sich dieses nicht mehr an. Ich persönlich finde, dass ein Anschreiben dennoch hinzugefügt werden sollte. Insbesondere bei eher “alten” Berufsfeldern wie beispielsweise Juristenstellen in einer Behörde, kann das durchaus relevant sein. Ich habe von drei Berufspersonalern in meinem privaten Umfeld verschiedene Rückmeldungen bekommen. Eine würde sich das Anschreiben niemals ansehen, die anderen beiden haben es klar empfohlen. Die Erstellung eines Anschreibens kostet zwar erstmal viel Zeit, kann aber später schnell abgewandelt werden.
Der Aufbau des Anschreibens
Beginne mit einem klaren Betreff, zum Beispiel „Bewerbung als [Jobtitel]“. Achte darauf, den Ansprechpartner herauszufinden – oft lässt sich dieser auf LinkedIn oder der Unternehmenswebsite finden. Falls nicht, scheue dich nicht davor, kurz anzurufen und nach der richtigen Kontaktperson zu fragen. Das ist aber meist nicht nötig.
Im Anschreiben solltest du in 4-5 Zeilen deine Motivation für die Bewerbung darlegen. Warum interessiert dich genau diese Stelle? Welche Aspekte des Unternehmens reizen dich besonders? Achte darauf, authentisch zu schreiben, ohne Floskeln.
Gehe dann auf deine letzten beruflichen Tätigkeiten, Studienabschlüsse oder Weiterbildungen ein und erläutere, wie sie dich für die Position qualifizieren. Beispiel: Wenn du in der Kundenbetreuung gearbeitet hast und in der neuen Position ebenfalls Kunden betreuen sollst, nenne konkrete Beispiele aus deiner bisherigen Arbeit. Dies hilft, deine Fähigkeiten greifbar und nachvollziehbar zu machen.
Abschließend solltest du deine Stärken noch einmal kurz ansprechen und erklären, was dich in deinem bisherigen Beruf oder Studium auszeichnet. Ein Tipp hier: schreibe aus Sicht von anderen. Beginne also mit „Meine Kollegen schätzen an mir, dass ich xy bin. Darüber hinaus…“.
In der nächsten Zeile nennst du dein frühstmöglichstes Eintrittsdatum und (wenn in der Stellenanzeige erwähnt) deine Gehaltsvorstellung.
Schließe mit einem höflichen, aber selbstbewussten Satz, der dein Interesse und deine Bereitschaft zur Zusammenarbeit unterstreicht, ab.

Der Bewerbungsprozess – Achtsam bleiben und dranbleiben
Die Zahl der Bewerbungen, die du pro Woche verschickst, ist nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch der Qualität. Achte darauf, dass du dir bei jeder Bewerbung wirklich Zeit nimmst, um sie hochwertig zu gestalten. Mindestens fünf Bewerbungen pro Woche sind ein gutes Ziel. Aber lass dich nicht von Absagen entmutigen – sie sind ein natürlicher Teil des Prozesses und kein Spiegel deiner Fähigkeiten. Gönn dir zwischendurch Selbstmitgefühl und gib niemals auf. Setze dir ein festes Ziel an Bewerbungen und halte dich daran, komme was wolle.
Bleib dran und vertraue darauf, dass der richtige Job zur richtigen Zeit kommt. Jeder Schritt auf deinem Weg ist wertvoll – auch wenn es mal schwieriger wird.
Eine Vorlage für deine Bewerbung findest du unter diesem Link auf Canva. Klicke anschließend auf „Vorlage bearbeiten“, um sie für dich anzupassen und herunterladen zu können.
Eine Podcastfolge von 7 Mind zum Thema Beruf als Inspiration findest du hier.
